Alle Beiträge von Luzia Bühlmann

Volle Konzentration

Jeder ist konzentriert, es ist still im Raum und überall sind herumliegende Bücher zu sehen. Ich setze mich hin und warte. Mir fällt nur das Gekritzel der Stifte auf, ab und zu ist noch das Klicken eines Kugelschreibers zu hören, jemand blättert eine Seite in einem Buch um. Kaum verlässt die Lehrerin das Zimmer für einige Minuten, verändert sich die Atmosphäre: Es herrscht eine ausgelassenere Stimmung, es wird geschwatzt und man tauscht sich untereinander aus. Die während dieser Woche vorbereiteten Texte sollen nicht nur mit Spannung vorgelesen werden, sondern auch die persönliche Auseinandersetzung mit dem Inhalt darf nicht fehlen.

Die Lehrerin kehrt wieder zurück, mit ihr auch die Ruhe und Konzentration.

Vibrierende Hellraumprojektoren

Dieses Mal höre ich als Allererstes beim Eintreten in die Kornhalle laute Musik, denn eine Performance-Gruppe ist gerade daran, ihre Choreografie zu üben. Der Boden vibriert von den rhythmischen Schritten. Erst einen Augenblick später entdecke ich die Maler etwas weiter hinten. Mit ihren gleichmässigen und ruhigen Pinselstrichen bilden sie einen Gegensatz zu den marschierenden Tänzern, wie er kaum grösser sein könnte. Die Künstler arbeiten nun mit Bildern, welche sie mithilfe von Folien und Hellraumprojektoren auf die zuvor grundierte Wand projizieren. Langsam nimmt das Ganze Gestalt an, es werden verschiedene Schichten von Farben übereinander gemalt. Als ich genauer hinsehe, bemerke ich, dass die Hellraumprojektoren aufgrund all der stampfenden Schritte erzittern. Ich setze mich für eine Weile hin und lasse die spezielle Atmosphäre auf mich einwirken.

Einblick in die Filmgruppe

Beim Besuch der Gruppe Film sitzen die meisten konzentriert arbeitend vor ihren Laptops. Sie sind damit beschäftigt, Filme zu suchen und gemeinsam zusammenzuschneiden. Als wir uns im Zimmer umsehen, entdecken wir verschiedene Plakate zum Thema «ungewisse Zeiten», die von der Gruppe wohl gestaltet wurden, um sich erst einmal einzuarbeiten. Darin kommen Gedanken vor, die für die Weiterarbeit an der Erstellung ihrer eigenen Filme hilfreich sein können. Denn ihre Aufgabe in dieser Woche ist, aus schon bestehendem Filmmaterial einen neuen Clip zusammenzuschneiden.

Während wir bei der Arbeit über die Schulter schauen, bekommen wir kurze Einblicke in die drei nach und nach entstehenden Schwarz-Weiss-Filme. Wir brauchen eine Weile, um zu begreifen, dass die Filme in Bezug auf Bild und Ton verschieden aufgebaut sind.

Wir durften einen Einblick in diese Arbeit bekommen, die sich mit der schwierigen Suche von Filmmaterial und dem Zusammenschneiden passender Szenen recht anspruchsvoll gestaltet.

 

Saphira Waldvogel, Luzia Bühlmann

Im Kornhaus

Ich fühlte mich unwirklich, als ich mit verbundenen Augen auf dem knarzenden und unebenen Boden herumgeführt wurde. Beinahe, als könne ich schweben und wäre ganz leicht. Alles war dunkel, nur die eigenen Schritte und ein entferntes Gemurmel der anderen waren zu hören. Es fühlte sich an, als ob ich ewig geradeaus weitergehen könnte ohne je das Ende der riesigen Halle zu erreichen. Schon beim kleinsten Geräusch eines davonspickenden Kieselsteines zuckte ich erschrocken zusammen. Danach war alles wieder wie vorher, nur unsere rhythmischen Schritte hörbar. Plötzlich wurde es hell, ein Lichtstrahl durchdrang die Dunkelheit und das Tuch, mit dem meine Augen verbunden waren und blendete mich schon fast. Kurze Zeit später wieder Dunkelheit, Eintönigkeit und Stille wie zu Beginn.