Jazz-Band

Als ich das Zimmer betrete, in dem die Jazz-Band ihre Lieder übt, fühle ich mich wie in einem Konzert. Einem noch nicht koordinierten Konzert. Zwei Saxophone, zwei Querflöten, drei Geigen, ein Cello, eine Gitarre, ein Schlagzeug, und ein E-Bass spielen ihre jeweilige Stimme, ein wildes Durcheinander. Der Lehrer gibt ein neues Stück vor, schreibt die Noten an die Wandtafel. Das Durcheinander erklingt erneut. Kurze Zeit später beginnt der Lehrer zu spielen. Die Schüler setzen ein und zum ersten Mal wagen alle zusammen einen Versuch. Noch klappt es nicht. Sie versuchen es nochmals. Schon nach ein paar Versuchen hört es sich jedoch recht gut an.
Von langsamen Liedern direkt zu schnellen Liedern wechseln. Von düsteren Liedern ohne Pause zu heiteren Lieder wechseln. Die Übergänge müssen funktionieren. Dazu muss jeder einzelne Musiker sein Bestes geben.

Einblick in die Filmgruppe

Beim Besuch der Gruppe Film sitzen die meisten konzentriert arbeitend vor ihren Laptops. Sie sind damit beschäftigt, Filme zu suchen und gemeinsam zusammenzuschneiden. Als wir uns im Zimmer umsehen, entdecken wir verschiedene Plakate zum Thema «ungewisse Zeiten», die von der Gruppe wohl gestaltet wurden, um sich erst einmal einzuarbeiten. Darin kommen Gedanken vor, die für die Weiterarbeit an der Erstellung ihrer eigenen Filme hilfreich sein können. Denn ihre Aufgabe in dieser Woche ist, aus schon bestehendem Filmmaterial einen neuen Clip zusammenzuschneiden.

Während wir bei der Arbeit über die Schulter schauen, bekommen wir kurze Einblicke in die drei nach und nach entstehenden Schwarz-Weiss-Filme. Wir brauchen eine Weile, um zu begreifen, dass die Filme in Bezug auf Bild und Ton verschieden aufgebaut sind.

Wir durften einen Einblick in diese Arbeit bekommen, die sich mit der schwierigen Suche von Filmmaterial und dem Zusammenschneiden passender Szenen recht anspruchsvoll gestaltet.

 

Saphira Waldvogel, Luzia Bühlmann

Im Kornhaus

Ich fühlte mich unwirklich, als ich mit verbundenen Augen auf dem knarzenden und unebenen Boden herumgeführt wurde. Beinahe, als könne ich schweben und wäre ganz leicht. Alles war dunkel, nur die eigenen Schritte und ein entferntes Gemurmel der anderen waren zu hören. Es fühlte sich an, als ob ich ewig geradeaus weitergehen könnte ohne je das Ende der riesigen Halle zu erreichen. Schon beim kleinsten Geräusch eines davonspickenden Kieselsteines zuckte ich erschrocken zusammen. Danach war alles wieder wie vorher, nur unsere rhythmischen Schritte hörbar. Plötzlich wurde es hell, ein Lichtstrahl durchdrang die Dunkelheit und das Tuch, mit dem meine Augen verbunden waren und blendete mich schon fast. Kurze Zeit später wieder Dunkelheit, Eintönigkeit und Stille wie zu Beginn.

Und trotzdem. So viel Unsicherheit.

Man kennt den Raum, vor dem inneren Auge sieht man die ungefähre Umgebung – und trotzdem. Meist schon nach kurzer Zeit weiss man nicht mehr, wo man ist. Durch das Kennen des Raumes kommt auch das Kennen der Gefahrenquellen – doch man weiss nicht genau, wo.

Der Mensch verlässt sich so sehr auf sein Augenlicht, dass er davon extrem abhängig geworden ist. Ein Experiment im Dunkeln – ok – aber für den Rest eines Lebens? Nie mehr Licht, nie mehr die Gesichter der Liebsten, nie mehr eine Blume, nie mehr ein schönes Bild sehen? Für die meisten ist diese Situation beinahe unvorstellbar.

Und dennoch: Viele Menschen leben so.

Dieses Experiment, in dem man blind geführt wird, zeigt, dass es so viele andere Orientierungsmöglichkeiten gibt. Man hört die Stimme der anderen. Man fühlt die Unebenheiten des Bodens. Man erkennt den Unterschied zwischen hell und dunkel.

Und – man wird geführt.

Man spürt die Hände des Partners, man hört seine Stimme und man weiss, dass er sieht. Man vertraut der Person und dass jene dieses Vertrauen nicht ausnutzt. Und trotzdem. So viel Unsicherheit.

Angst.

Angst vor unerwarteten Stufen oder Abgründen.

Angst vor dem Fallen.

Angst vor Dingen, die einem im Wege stehen.

Und all diese Angst, trotz allem Vertrauen, das man in den Partner setzt.

Wieso?